2011: „Geschichten aus dem Wiener Wald“

Geschichten aus dem Wiener Wald
ist das bekannteste Theaterstück des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth (1901–1938). Es wurde 1931 in Berlinuraufgeführt und bis heute mehrfach verfilmt. Noch vor der Uraufführung erhielt Horváth auf Vorschlag Carl Zuckmayers 1931 für das Stück den Kleist-Preis. Der Titel ist eine Anlehnung an den Walzer Geschichten aus dem Wienerwald von Johann Strauss (Sohn).
Horváths Stück, geschrieben Ende der 1920er Jahre in der Zeit katastrophaler Arbeitslosigkeit und der Weltwirtschaftskrise, ist ein Schlüsselwerk des modernen Dramas und wurde von Erich Kästner „ein Wiener Volksstück gegen das Wiener Volksstück“ genannt. Knapp und lakonisch demaskiert Horváth das Klischee von der „Wiener Gemütlichkeit“ und stellt unter Verwendung ihrer bekannten Klischees auf grausame Weise deren Verlogenheit zur Schau.
Marianne, das „süße Wiener Mädel“, läuft ihrer Verlobung mit dem biederen Fleischhauer Oskar davon, der sein Geschäft neben der Puppenklinik ihres Vaters im achten Bezirk in Wien hat. Sie bekommt ein Kind von Alfred, der ein Schuft und Hallodri ist, und sie werden todunglücklich im Wiener achtzehnten Bezirk. Alfred gibt das Kind zu seiner Großmutter, die mit Alfreds Mutter in der schönen frischen Luft der Wachau an der Donau wohnt.
Die Trafikantin Valerie, die ihr Geschäft ebenfalls in der Straße der Puppenklinik hat, hat ihren ehemaligen Geliebten Alfred an die junge Marianne verloren und tröstet sich nun mit dem deutschen Jurastudenten Erich, mit dem sich das Deutschland Adolf Hitlers so grotesk wie energisch ankündigt. Ihm gegenüber steht der Rittmeister, eine Stellvertreterfigur des alten Österreich-Ungarn.
In Not und Elend vollzieht Marianne einen sozialen Abstieg, der sie zuletzt über Vermittlung von Alfreds Kumpan Hierlinger und einer Baronin „mit Verbindungen“ als erotische Tänzerin in ein Halbwelt-Varieté führt. Der Zauberkönig, der hartherzige Vater Mariannes, muss sein verstoßenes Kind im Nachtlokal „Maxim“ als nackte allegorische Figur bei „lebenden Bildern“ wiedererkennen. „Der Mister“, ein aus Amerika heimgekehrter Wiener mit heurigenseliger, verkitschter Heimatliebe, der mit Geld nur so um sich wirft, versucht Marianne als Prostituierte zu kaufen, was sie ablehnt. Die Abweisung macht den „Mister“ wütend, er sorgt dafür, dass sie ins Gefängnis kommt, da sie ihn angeblich bestehlen wollte.
Marianne wird schließlich doch noch vom Fleischhauer Oskar geheiratet, weil das störende Kind gestorben ist, nachdem Alfreds Großmutter den Jungen absichtlich kaltem Wetter ausgesetzt hat, in der Hoffnung dass er eine tödliche Lungenentzündung bekommt. Während Marianne von Oskar geküsst wird, spielt die Großmutter ungerührt auf ihrer Zither „Geschichten aus dem Wienerwald“ von Johann Strauss.
Nicht die Wendung zum Guten wird am Ende markiert, sondern die Fortsetzung trostloser Brutalitäten besiegelt.
Edmund (Ödön) Josef von Horváth (* 9. Dezember 1901 in Sušak, Österreich-Ungarn; † 1. Juni 1938 in Paris) war ein auf Deutsch schreibender Schriftsteller ungarischer Staatsbürgerschaft: Meine Muttersprache ist die deutsche.[1] Bekannt wurde er unter anderem durch seine Stücke Geschichten aus dem Wiener Wald, Glaube Liebe Hoffnung und Kasimir und Karoline sowie durch seine zeitkritischen Romane Der ewige Spießer, Jugend ohne Gott und Ein Kind unserer Zeit.
Produktionsteam
- Regie: Marc Schmassmann
- Produktionsleitung: Josephine Lischer
- Regieassistenz: Petra Jenny
- Bühne: Manfred Schmidt
- Assistenz Bühne: Alex Weibel
- Musik: Dominik Blumer
- Kostüme: Mürielle Véya
- Assistenz Kostüme: Heidi Felice
- Fundus: Elisabeth Stauffiger, Agnes Glutz Syfrig
- Maske: Viviane Müller
- Lichtdesign: Cornelius Hunziker
- Lichtführung: Jeanne Lehnherr, Lena Kern, Ingrid Hefti
- Fotos: Jürg Willi
- Video: Friederich Schüppach
Besetzung
- Susanne Bitterli
- Marcus Burri
- Mireille Gruber
- Frieder Herren
- Hans Jeker
- Thomas Kern
- Karin Kolb
- Julia Saxer
- Emil Schmid
- Manfred Schmidt
- Kathrin Stauffiger
- Roland Tinguely
- Severina Véia
- Babette Voisard
- Margrit Wiegand
- André Wigger